Neuzeit
Im 16. Jahrhundert erlitt Menorca schreckliche Überfälle der osmanischen Flotten, die die Hafenstädte Maó (1535) und Ciutadella (1558) zerstörten, darunter bedeutende Befestigungen der Insel. Während dieser Zeit gab es zahlreiche Wirtschaftskrisen und soziale Unruhen in der Hauptstadt, diese leiteten zusammen mit anderen Widrigkeiten, wie Seuchen und Dürren, eine Epoche der Armut und Epidemien ein. Ein Vorschlag des spanischen Königs Philip II., die Insel zu entvölkern, wird nicht verwirklicht.
1708 wurde Maó von den Briten erobert. Der Frieden von Utrecht (1713), mit dem der spanische Erbfolgekrieg beendet wurde, sprach Menorca dem britischen Empire zu. Zeuge davon ist heute unter anderem das Fort Marlborough. Noch heute gedenken viele Menorquiner dem britischen Gouverneur Richard Kane, der nicht nur Maó zur Hauptstadt erklärte, sondern auch dem Wirtschaftsleben neue Impulse gab, die erste Straßenverbindung von Ciutadella nach Maó bauen ließ und dem Agrarsektor neuen Auftrieb gab. Im Siebenjährigen Krieg wurde die Insel 1756 von Frankreich besetzt (Gründung des Dorfes Sant Lluís), wodurch viele Menorquiner ein Studium an einer französischen Universität aufnahmen. Im Pariser Frieden 1763 wird Menorca wiederum Großbritannien zugesprochen. In dieser Epoche liegen die Anfänge des heutigen Dorfes Es Castell, welches seinerzeit zu Ehren von König George III. von England Georgetown genannt wurde. Nach dem Eintritt Spaniens und Frankreichs in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg eroberten spanisch-französische Truppen 1782 die Insel. Im Frieden von Versailles (1783) musste Großbritannien die Insel formell an Spanien zurückgeben, bis zum Vertrag von Amiens (1802) blieb Menorca jedoch britisch besetzt.
1833 wurde die spanische Provinz der Balearischen Inseln gegründet. Im 19. Jahrhundert bewirkte das Verbot des Weizenhandels zwischen Odessa und den spanischen Häfen, von welchem die Menorquiner zum Teil lebten, den Ruin der Händler und Reeder der Insel, in dessen Folge zahlreiche Menorquiner nach Algerien auswanderten. Mit dem Niedergang von Handel und Seefahrt orientierte sich die Wirtschaft stärker in Richtung Industrie.
Im Jahre 1873 wird die spanische Republik ausgerufen, was vom Bürgertum mit großem Interesse aufgenommen wird. Nach der Wiederherstellung der Monarchie bilden sich von 1874 an zwei große Parteien: die konservative und die republikanische. Bis ins 20. Jahrhundert hinein haben beide großen Einfluss auf das politische und soziale Leben.
Neueste Geschichte
Ende des 19. Jahrhundert existierten erste Ansätze einer regionalen Unabhängigkeitsbewegung. Bereits 1931 wurde ein Autonomie-Status für die Balearen vorgeschlagen, den sie allerdings erst nach dem Ende der Franco-Diktatur am 1. März 1983 erhielt.
Das 19. und 20. Jahrhundert waren geprägt von Zeiten großer Armut. Dank der beginnenden Industrie, des Handels und des Tourismus (1953 landete das erste Charterflugzeug aus London auf Menorca) in den 60-er Jahren leben die Menorquiner heute einen europäischen Standard.
Die Einflüsse anderer Kulturen, die über die Geschichte auf die Insel Einfluss erhielten, haben den Charakter, die Gebräuche und die Traditionen der Menorquiner tiefgreifend geprägt. Mit prähistorischen Bauwerken und Siedlungen, römischen und maurischen Resten, Grundmauern frühchristlicher Kirchen, britischer Architektur und sogar schönen, "modernen" Wohnhäuser wurde ein bedeutendes kulturelles Erbe hinterlassen.